Erst hielten es alle für einen mäßig lustigen Scherz, als eines morgens zwischen den Jahren von denen durch die Kirche ziehenden Hl. Drei Königen Caspar und Balthasar je der Kopf fehlte. Hatte man Weihnachten mit Ostern verwechselt und die Köpfe versteckt? Man suchte in der Kirche, im Gestühl, schließlich im Innenhof der Abtei, endlich auf dem ganzen Michaelsberg. Jeder Mülleimer, jeder Papierkorb wurde untersucht – aber es blieb dabei: Die Köpfe waren nicht wie Ostereier einfach versteckt, nein, sie waren gestohlen worden!

Wer macht so etwas? Wer raubt den Großen die Freude, den Kleinen das Staunen beim Besuch einer Krippe und hier der großen Krippe mit vielen Tieren und Hirten und natürlich mit der Heiligen Familie in der Abteikirche?

Der respektlose Dieb, die unheilige Diebin wurden nicht gefunden. Die Karmeliten fertigten für jeden der bestohlenen König eine kleine Bildtadel mit Portrait und der Aufschrift: „Mein Kopf wurde gestohlen!“ Und so zogen sie nun weiter bis zum Festtag am 6. Januar durch die Kirche.

Derweil blieben das KSI und der Verein der Freunde und Förderer des Michaelsberges e.V. nicht untätig, sondern sprachen sich ab, dass jeder die Finanzierung je eines Kopfes übernehmen würde. Dabei übernahm der Verein das Finden kundiger Schnitzerhände. Fündig wurde man bei einer Restauratorin aus Sachsen, Stefanie Mai-Pfeiffer.

Zu ihr reisten die kopflosen Körper und zwei sehr ähnliche Köpfe aus einer anderen Krippe in Siegburg als Vorlage. Der Auftrag war nicht nur die Köpfe nachzuschnitzen, sondern auch passend zu kolorieren. Im August kamen die ersten Bilder der Holzköpfe, weiß und kahl! Aber man konnte schon erkennen: „Das passt, die werden gut! Die Restauratorin bekommt die Aufgabe gut in den Griff!“

Im September kamen sie dann an, Caspar mit großen roten Perlen in den Ohren, passend zum Lippenstift und selig lächelnd, Balthasar eher grimmig unter buschigen Augenbrauen hervor spähend.

Das Krippenteam hat sie bereits wieder in die prächtigen Kostüme gekleidet, die Köpfe wurden zuvor noch besonders fest montiert und so warten sie nun wieder auf ihren Weihnachtseinsatz.

Auch wenn am Anfang der unrühmliche Diebstahl stand, ist es gut ausgegangen und alle großen und kleinen Gäste werden sich wieder an den wunderschönen Krippenfiguren in der Abteikirche auf dem Michaelsberg erfreuen können.