„Gebt Acht und bleibt wach“

29.11.23, 20:00
Diakon Gert Scholand

Liebe Schwestern, liebe Brüder,

„Gebt Acht und bleibt wach“, so eröffnet der Evangelist Markus mit dem Ausruf Jesu an seine Jünger das neue Kirchenjahr und damit den 1. Adventssonntag 2023.

Wach bleiben, setzt warten voraus. Doch warten wir schon gerne? Nicht wenigen von uns reißt schon schnell der Geduldsfaden, wenn auf den Internetzugang, auf einen ärztlichen Befund, im Stau auf der Autobahn oder an der Kaufhauskasse  gewartet werden muss. Vor drei Jahren warteten die Menschen auf der ganzen Welt auf das Ende der Pandemie. Viele warteten auf einen wirksamen Impfstoff oder ein Arzneimittel gegen Covid-19. Die meisten Menschen warteten darauf, dass das Leben wieder „normal“ werde.

Doch Warten ist in sich nichts Negatives. Wer warten kann, wendet sein Interesse dem Leben zu, den Menschen, der Natur und den Ideen, allem, was lebendig ist. Wer nicht warten kann, verwandelt alles Leben in Dinge oder Fertigkeiten. Sie oder er verliert dabei zu leicht die menschlichen Fähigkeiten der Vernunft, des Sehens, Hörens, Einfühlens und Liebens.

Der Advent als Wartezeit auf das Weihnachtsfest wird diesmal von unsicheren und unklaren Ereignissen, die mit den Kriegen der Russen gegen die Ukrainer sowie der Israelis gegen die Terroristen aus Gaza begleitet. In den Wochen des Advent stehen die Texte des Propheten Jesaja im liturgischen Geschehen: „Hättest du doch den Himmel zerrissen und wärest herabgestiegen, sodass die Berge erzittern vor dir“ (Jes 63,19).

Diese gewaltige Bitte Israels um den Advent Gottes, um sein Kommen, ist fordernd und drängend zugleich. Sie ist ein anspruchsvoller Maßstab, rechnet sie doch mit dem Eingreifen Gottes.

Jesus hat eine lebendige Kenntnis des Propheten Jesaja und konfrontiert damals seine Jünger und auch uns mit der Sehnsucht nach Gottes Kommen mit dem Ruf: „Gebt Acht und bleibt wach!“

Wir erhalten durch die unterschiedlichen Botschaften aus den Schriften der hebräischen Bibel, der Evangelien und anderer frühchristlicher Quellen eine Einladung, dem Warten die Teilnahmslosigkeit zu nehmen.

Der diesjährige Advent lädt uns ein, Gottes Gegenwart wieder neu in dieser unruhigen Zeit zu spüren und uns zu seiner einmaligen Menschwerdung in Jesus von Nazaret auf dieser Erde gläubig zu bekennen.

Eine gesegnete Zeit wünscht

Diakon Gert Scholand 

indoor-5235953_1280 (c) pixabay

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