Irren ist menschlich

04.09.20, 14:00
Gert Scholand, Diakon

Liebe Mitchristinnen und Mitchristen!,

Jede und jeder von uns macht Fehler. Das gehört zum Menschen dazu. Allerdings ist es für keinen Menschen leicht, fehlerhaftes Verhalten zuzugeben. Schnell haben wir die Antwort parat. Die anderen machen es doch genauso. Oder: Ich bin halt so, ich kann an meinen Genen nichts ändern. Es sind Antworten, die von vorneherein die Schuldfrage ausschließen. Wer von uns freut sich schon, wenn ihm die eigenen Fehler vorgehalten werden. Tue ich mit wirklich einen Gefallen, wenn ich mich als Fehlerloser hinstelle? Die eigene Schuld kann niemand immer wieder vor sich hinschieben, denn damit verliert er die Verantwortung für sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen.

Vorwort 23. Sonntag im Jahreskreis (c) Gabi Pöge

Lassen wir die Lesungen und das Evangelium des heutigen Sonntags auf uns wirken. Haben wir den Mut, anderen gegenüber kritische Punkte anzusprechen. Jede und jeder muss sich gefallen lassen, auf fehlerhaftes Verhalten aufmerksam gemacht zu werden. Dabei ist es selbstverständlich, immer die richtigen Worte zu finden und den anderen nicht zu verletzen. 

Auch wenn es schon lange her ist, als der Prophet Ezechiel (Wirkungszeit Ende des 6. Jahrhunderts vor Christus) während des babylonischen Exil zu den ehemals selbstbewussten Israeliten, die im Exil verunsicherte Menschen geworden waren, redet. Es war sein Auftrag, den Gott ihm gegeben hatte, auch den vertriebenen Israeliten ins Gewissen zu reden und ihnen ihre Verfehlungen vorzuhalten. Ob die Menschen sich die Worte des Propheten zu Herzen nahmen und ihre Folgerungen daraus zogen, dafür war Ezechiel nicht verantwortlich. Auch heute können wir prophetische Stimmen hören, die uns anregen, der Vernunft zu folgen, als auf selbsternannte Besserwisser zu vertrauen.

Der Apostel Paulus lenkte die Christinnen und Christen in Rom auf das wichtigste Gebot: Die Nächstenliebe. Als Christen meinen wir, dieses Gebot sei das Grundgebot der Christen. Weit gefehlt. Es ist schon das Kerngebot der Juden. Schon in der hebräischen Bibel, als Christen sprechen wir vom Alten Testament, finden wir im Buch Levitikus (19,34) den Hinweis auf die Liebe zu den Nächsten und zu Gott, dem Schöpfer. Es war weder im Alten Testament noch später in Jesu Verkündigung ein papierenes Dokument. Für den gläubigen Israeliten und auch für Jesus, der ja Israelit war, mussten aus den Worten Taten entstehen. Es sind ganz konkrete, menschliche Verhaltensweisen: Teilt mit den Armen, besucht die Kranken und Alten, tröstet die Trauernden, setzt euch für Gerechtigkeit und Frieden unter den Völkern ein.

Der Evangelist Matthäus schreibt seine Frohe Botschaft aus dem Blickwinkel einer frühen christlichen Gemeinde. Er kennt die Botschaft Jesu und entdeckt in der sich findenden Gemeinde, die ja zu einem wesentlichen Teil aus Juden bestand, Fehlverhalten unter den Gemeindemitgliedern. Nun schlägt er der Gemeinde aus Jesu Botschaft ganz praktische Schritte vor: Die Meinungsverschiedenheiten sollen zuerst unter vier Augen, dann mit den wenigen Vertrauten und schließlich in der ganzen Gemeinde besprochen werden. Werfen wir einen Blick in die Wirklichkeit, dann wird sehr oft in der politischen Welt, im Arbeitsalltag unter Kolleginnen und auch in Kirchenkreisen geistiger Müll in Worten und Taten verstreut. In einer christlichen Gemeinde sollten anderen keine Schuldgefühle eingeredet werden. Jesus stellt uns in Aussicht: „Alles, was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein.“ Jesus traut den Menschen in seiner Kirche zu, den gesamten seelischen Müll zu bündeln, damit er Gott übergeben werden kann. Wir dürfen auf Gottes Barmherzigkeit vertrauen, damit uns der Weg freigemacht wird, zu einer Ahnung von Himmel.

Dass wir uns als Gemeinde immer mehr öffnen für Gottes Wort, wünscht
Diakon Gert Scholand

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