„I have a dream“, sagte Martin Luther King in seiner berühmten Rede in Washington 1963. „I had a dream“ nannte auch Margret Fishback Powers ursprünglich ihr 1964 veröffentlichtes Gedicht „Spuren im Sand“. Träume von der Überwindung menschlicher Ungerechtigkeiten, von der Überwindung seelischer Not und Traurigkeit… Menschen träumen von einer besseren Welt, von einem besseren Leben. Und für den einen zerplatzen Träume wie Schäume, während sie andere antreiben, sich dafür einzusetzen, dass sie wahr werden.
In dieser Woche haben wir hier in Siegburg auch geträumt. „Kirche träumen“ war das diesjährige Thema der ökumenischen Bibelwoche. Jeden Abend trafen sich Christen aus katholischen, evangelischen und freikirchlichen Gemeinden, um miteinander in der Bibel zu lesen und darüber ins Gespräch zu kommen. Eine kleine Schar von jeweils um die 20 Personen erfreute sich dabei einer tiefen Verbundenheit im Glauben. Freundlich, offen und respektvoll begegneten wir einander, ja mehr und mehr wuchs schon in diesen wenigen Tagen eine herzliche Verbundenheit. Man könnte sagen: Wir waren ein Herz und eine Seele.
Ein Herz und eine Seele waren schon die ersten Christen in den Anfängen der Kirche Jesu Christi, wie sie in der „ersten Kirchengeschichte“, in der Bibel, der Apostelgeschichte, beschrieben wird. Aber im Laufe der Woche stellten wir auch fest, dass Kirche schon in den Anfängen nicht nur ein Idealbild darstellte, einen Traum. Gewiss, man unterstützte sich gegenseitig, man half einander, man betete füreinander, aber man hatte auch mit Verfolgung und Meinungsverschiedenheiten untereinander zu kämpfen, und man erlitt auch Schiffbruch im wörtlichen wie übertragenen Sinne. Dennoch war die Entstehung der neuen Gemeinschaft von Christen ein Aufbruch in eine neue Zeit, die trotz mancher Höhen und Tiefen bis heute weiterwirkt. Auch wenn Christen persönlich oder auch als Kirche und Gemeinde im langen Lauf der Geschichte so manchen Schiffbruch erlitten haben mögen und erleiden, so macht uns doch die Geschichte des Schiffbruchs des Paulus (Apg 27) Mut. Er rät: „Gott hat noch etwas mit uns vor, so hat er gesagt. Also kommt zu Kräften und esst und trinkt und habt guten Mut!“ Und dies können wir in doppelter Hinsicht verstehen: Solange wir noch essen und trinken können – ein Apfelbäumchen pflanzen (Martin Luther) – , solange wir aber auch im Abendmahl Jesu Tod und Auferstehung feiern und verkünden können, solange träumen wir von einer neuen Welt, die in unserer geschundenen schon beginnt und in eine neue in der Ewigkeit führen wird.
Dem irischen Schriftsteller Oscar Wilde wird folgender Ausspruch zugeschrieben: „Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“ Wenn ich als Christ vom Ende her denke, das mir verheißen ist, dann darf ich tatsächlich hoffnungsvoll sagen: „Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende.“
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