Messdiener*innen beziehen Stellung gegen Woelki

09.11.22, 20:20
  • Messdiener

27 Messdienerinnen und Messdiener unserer Pfarrgemeinde haben in diesem Jahr an der Rom-Wallfahrt des Erzbistums teilgenommen. Beim Eröffnungsgottesdienst mit insgesamt 2.000 Ministrant*innen aus der ganzen Diözese kam es zu einem stummen Protest gegen den gegenwärtigen Erzbischof von Köln, Rainer-Maria Woelki. Während der Predigt des Kardinals standen nach und nach immer mehr Messdiener*innen auf und drehten ihm den Rücken zu.

Bei der auf diese Weise zum Ausdruck gebrachten Kritik ging es vor allem um die Art, wie unter dem Kardinal im Erzbistum Missbrauchsfälle aufgearbeitet und nicht aufgearbeitet wurden und werden.

Auch einige Messdienerinnen und Messdiener aus unserer Pfarrei St. Servatius haben sich an dem stummen Protest beteiligt, sind aufgestanden – haben wortwörtlich Haltung gezeigt. Gleichzeitig unterbrach Kardinal Woelki seine Predigt, bezeichnete uns Messdiener*innen als respektlos und unchristlich, da Jesus niemanden den Rücken zugedreht hat.

Auch lange nach dem Eröffnungsgottesdienst, der sonst von großartiger Stimmung, Schwenken des Wallfahrtsschal und lautem Mitsingen des Mottoliedes gekennzeichnet ist, war die Protestaktion gegen Kardinal Woelki noch Gesprächsthema und hat folgende Fragen bei uns aufgeworfen:

Warum wird den Protestierenden respektloses und unchristliches Verhalten vorgeworfen? Liegt es an dem friedlichen und stummen Rücken zeigen, Schwenken von Regenbogenfahnen oder Tragen von Regenbogenmasken? Hätte Kardinal Woelki, wenn er schon seine Predigt unterbricht, nicht lieber das direkte Gespräch suchen können, anstatt uns über unser angebliches „Fehlverhalten“ zu belehren? Ist er sich seinem eigenen „Fehlverhalten“ bewusst?  Ist er nicht derjenige, der der jungen Generation der Kirche den Rücken zeigt und es uns damit erschwert, für eine junge und offene katholische Kirche einzutreten?

Wir, die Messdienerleiter*innenrunde, unterstützen es, wenn sich Jugendliche aktiv für ihre Meinung und Interessen stark machen. Aus diesem Grund stehen wir geschlossen hinter allen, die sich aus unserer Pfarrei und dem Erzbistum erhoben haben. Nicht nur durch die aktive Geste des Rückenzuwendens, sondern auch durch das Schwenken von Regenbogenfahnen und Tragen von Regenbogenmasken, haben die Messdiener*innen Mut bewiesen, Verantwortung übernommen und deutlich ihre Haltung gezeigt. Außerdem verurteilen wir als Jugend unserer Pfarrei jegliche Form von sexuellen Übergriffen. Deswegen beziehen wir Stellung für die konsequente Aufarbeitung von Missbrauchsfällen im Sinne der Betroffenen und dass Täter kompromisslos in die Pflicht für ihr Handeln genommen werden. Zusätzlich setzen wir uns für eine tolerante und offene Kirche ein. Als Generation, die die Zukunft der katholischen Kirche darstellt, wünschen wir uns ernst genommen zu werden. Für ein Gesprächsangebot mit dem Kardinal sind wir jederzeit offen.

Statement zur Protestaktion gegen Kardinal Woelki

Maja, 15 Jahre alt, Messdienerin

Ich persönlich bin der Meinung, dass es richtig war etwas zu unternehmen und zu zeigen, dass wir Messdiener*innen auch eine eigene Meinung haben und nicht alles gut finden, was in der Kirche passiert. Der Protest richtete sich allein gegen Kardinal Woelki und sein Handeln. Der Kirche und dem Gottesdienst gegenüber verhielten sich alle respektvoll. Meiner Meinung nach ist die Reaktion Woelkis nicht passend, da er sich nicht mit uns Messdiener*innen ausgetauscht hat und seine Fehler nicht vor uns eingestanden hat. Im Gegenteil versuchte er das Verhalten der Ministrant*innen als unangemessen darzustellen und dass die Aktion in ihrer Form nicht angebracht war, wie er in einem Interview nach dem Gottesdienst dem Domradio sagte. Ich finde auch, dass er wenigstens hätte zugeben können, dass er einige Dinge falsch gemacht hat und sein Handeln nicht in Ordnung war. Er hat keine Einsicht den Hintergründen gegenüber gezeigt und seine Predigt abrupt beendet, ohne auf die Vorwürfe, die hinter dem Protest lagen, einzugehen.

Es war der richtige Zeitpunkt und richtige Ort, im Gegensatz zu Woelkis Aussage, denn wo sonst hätten so viele Messdiener*innen die Chance gehabt, Kardinal Woelki ihre Meinung und Kritik mitzuteilen?

Kerstin, 23 Jahre alt, Leiterin

Als junger Mensch, der als Messdiener oder Messdienerin, als Leiter oder Leiterin aktiv in der katholischen Kirche mitwirkt, muss man sich immer öfter rechtfertigen, warum man dies tut. Von einigen ist gar zu hören, dass sie ihr Mitwirken als Messdiener*in oder Leiter*in im Freundeskreis verschweigen oder das Gespräch rund um diese Thematik vermeiden. Manchmal mag man sich selbst auch fragen, warum man, trotz der Missbrauchsskandale und dem teils altertümlichen Umgang mit gesellschaftlichen Themen, noch für die ehrenamtliche Mitarbeit einsteht. 

Umso bedeutender war es zu sehen, dass viele junge Menschen ähnlich denken wie wir und offen in den stillen und friedlichen Protest gegen Kardinal Woelki eingetreten sind. Den Umgang des Erzbistum Kölns mit den Missbrauchsfällen also aktiv kritisieren und eine offene und tolerante katholische Kirche befürworten. Mag die Protestaktion auch nur in einem „kleinen“ Rahmen erfolgt sein, macht sie trotzdem Mut und lässt hoffen: Hoffen darauf, dass die Protestaktion viele erreicht und zum Nachdenken angeregt hat. Hoffen auf die junge Generation der Kirche im Erzbistum Köln, die sich für eine konsequente Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und eine offene, tolerante Kirche einsetzt.

20221003_183601 (c) die Messdiener-Leiterrunde

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