Oscar Romero – ein freier Denker

11.08.22, 19:27
Joaquim Wendland

Papst Johannes XXIII wollte mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) den Einfluss der „Konstantinischen Kirche“ abschaffen. „Konstantinische Kirche“ bedeutet u.a. eine Theologie, die sich auf die Seite des Staates stellt und die Entscheidungen der Regierung rechtfertigt. 

Papst Johannes XXIII war sich als Historiker bewusst, wie sehr die Verbindung zwischen Staat und Kirche, ab Kaiser Konstantin (+ 337 n. Chr.) der christlichen Gemeinde geschadet hat. Oberhirten, die ihr Gehalt vom Staat bekommen, haben große Schwierigkeiten, ihre „Arbeitgeber“ zu kritisieren. 

In Israel hat sich etwas in der Geschichte Einmaliges ereignet. Die Propheten waren das Gewissen der Gesellschaft. Ihre Kritik war der Ursprung einer säkularen Gesellschaft, in der die Religion unabhängig vom Staat ihre Rolle ausüben kann. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil bemerkte der brasilianische Erzbischof Helder Camara, dass etwas Wichtiges in den Konzilsdokumenten fehle, die Beschreibung einer prophetischen Kirche, einer armen Kirche für die Armen. 

Die Mehrheit der Bischöfe damals waren Europäer, und viele von ihnen hatten es schwer, das Gewissen ihrer Zeit zu werden und in Armut und für die Armen zu leben. Aber der Einfluss Camaras in Lateinamerika war überwältigend. Ohne ihn hätten wir nie den Märtyrer Erzbischof von San Salvador, Oscar Romero (+1980) oder den Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio gehabt. 

El Salvador war in den 70-er Jahren Spielplatz des Kalten Krieges. Es gab Oberhirten, die die Diktatur unterstützten, gleichzeitig auch Theologen, die der kommunistischen Guerilla Rückhalt gaben. Beide Seiten haben Waffenlieferungen und Gewalt gerechtfertigt, und ihre Worte sind in der Mülltonne der Geschichte gelandet.  

Oscar Romero (c) Achim Pohl/Adveniat In: Pfarrbriefservice.DE

Oscar Romero hatte einen anderen Weg gewählt. Niemals darf ein Pastor Waffenlieferung und Gewalt rechtfertigen. Romero war kein Beamter des Staates, er war ein freier Denker. Es gibt eine Bewegung, die möchte, dass Papst Franziskus Romero als Doktor der Kirche anspricht. Keiner hat sich so tief und stark für den Frieden engagiert wie er.

Kaplan Wendland für das Pastoralteam    

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