Ich las vor einigen Wochen ein Gedicht von Jürgen Wagner „Der Löwenzahn“. Es lässt mich nicht mehr los und hat mich oft zum Nachdenken bewegt. So oft, dass ich es mit Ihnen/Euch teilen möchte, denn es sind so viele österliche Gedanken drin:
Der Löwenzahn
Er schafft sich Bahn, er beißt sich durch
Ein Löwenzahn kennt keine Furcht
Verwurzelt, verzweigt, so treibt er hinaus
Ist der Rasen gemäht, ist’s noch lange nicht aus
Er wohnt im Grün, er schaut ins Blau
Im Wachsen kühn und fruchtbar: schau!
Erst gelb wie die Sonne, dann weiß wie das Licht
Der Wind trägt die Samen, wohin, weiß er nicht
Auf Wiesen, in Fugen, da kannst Du ihn seh’n
kreativ und mit Kraft – so kann man besteh’n.
Jürgen Wagner
Sich Bahn schaffen, das hat sich in den vergangenen Wochen auch die Wahrheit in Bezug auf Missbrauch im Erzbistum Köln. Erschütternd für uns alle, was dort vor allem über den Umgang mit Missbrauchsfällen bekannt wurde. Auch wenn es lange gedauert hat, die Wahrheit hat sich durchgebissen. Mancher sieht "die Kirche“ kurz vor dem aus, aber selbst wenn die Kirche hinweggefegt (weggemäht) würde, ist´s noch lange nicht aus – denn die Botschaft Jesu ist da und bleibt. Und es wird immer Menschen geben, die sich von ihr begeistern lassen und sie weiter tragen.
Auch diese nun schon ein Jahr dauernde Coronazeit empfinden wir als Belastung, mancher ist schon resigniert und ist mutlos, mancher hat Angst. Wie schön wäre es hier, furchtlos wie der Löwenzahn zu sein. Sein Geheimnis ist die Wurzel, sie ist tief und kräftig und ermöglicht es ihm immer wieder hinauszutreiben, egal wie groß der Widerstand, wie widrig die Umstände sind. Man staunt gerade zu dieser Jahreszeit beim Spazieren gehen nicht schlecht, wo überall ein Löwenzahn durchbricht. Und selbst wenn man versucht ihn auszureißen, herauszukratzen, dauert es meist nicht lange, und er wächst nach.
Wie ist es mit uns, was sind unsere Wurzeln? Wie tief sind sie? Tragen Sie uns auch durch schwere Zeiten, lassen uns immer wieder einen Neuanfang wagen?
Und noch etwas können wir vom Löwenzahn lernen: eine gewisse Leichtigkeit und Gottvertrauen. Er trägt eine leuchtend gelbe Blüte und verwandelt sich dann in die weiße Pusteblume mit ihren unzähligen Samen. Und diese verteilt er nicht bewusst, nein, er lässt sie vom Wind wahllos forttragen und vertraut darauf, dass sie auf ein Stückchen Erde fallen – mag es noch so winzig sein – und dort wiederum Wurzeln schlagen.
Haben wir dieses Vertrauen? Verteilen wir unseren Samen großzügig, unsere Zeit, unser Wissen, unsere Liebe? Zeigen wir Einsatz, Verantwortung und geben wir Zeichen nach außen oder bleiben wir still für uns? Gehen wir mit einer großen Erwartungshaltung an viele Dinge heran, so dass wir enttäuscht werden können? Oder sind wir bereit Gott auch dort zu vertrauen, wo es keinen Ruhm zu ernten gibt?
Kreativität und Kraft – die haben wir im letzten Jahr alle mehr oder weniger haben müssen. Und sie werden wohl auch weiterhin gefragt sein.
Viele Traditionen, Gebräuche und Gewohnheiten zählen nicht mehr in dieser veränderten Zeit.
Hilf uns, guter Gott, das auszuhalten, uns zu wandeln, dem Leben eine neue Richtung zu geben - voller Hoffnung, zu dir hin.
Dass uns dies immer besser gelinge, das wünschen wir uns allen,
frohe und gesegnete Ostern!
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