„Riefkoche“ zum Geburtstag von Kardinal Woelki

27.08.20, 21:47
Uta Köpp

Wie es dazu kam

Visitation - OA St. Mariä Empfängnis (c) Uta Köpp

Am 18.08.2020 besuchte Kardinal Rainer Maria Woelki im Rahmen seiner Visitation von St. Servatius auch unseren Ortsausschuss in St. Mariä Empfängnis.

Die Überraschung war groß, als Pfarrer Wahlen in seiner Email Ende Juli gerade die Arbeit unseres Ortsausschusses auf dem Stallberg als „sehr“ rege empfand und fragte: „Meinen Sie, Sie kriegen den OA dazu, sich einmal mit dem Bischof zu treffen und ihm das Denken vor Ort vorzustellen?“

Unsere schnelle Antwort war natürlich: „JA – wir würden uns sehr freuen.“ Wir kriegen das hin – na klar – aber ein bisschen in Wallung hat uns der angekündigte Besuch schon gebracht.

Doch zuerst war da das Video für den Kardinal

Ortsausschuss St. Mariä Empfängnis (c) Martina Sedlaczek

Vorab wurden wir vom PGR gebeten, einen kurzen Filmbeitrag über den OA zu drehen. Oha, das war schon das erste Problem, welches Martina Sedlaczek spontan löste. Der OA sorgt schon seit ein paar Jahren dafür, dass es rund um die Kirche ordentlich aussieht, dass Hecken, Bäume, Sträucher geschnitten sind, Unkraut beseitigt und gefegt wird, bis Blasen an den Händen kommen.

Wir fanden: eine gute Idee, dem Bischof den OA Stallberg so vorzustellen.

Am 18.07. trafen wir uns um 9.00 Uhr und Martina filmte unsere „Arbeiten“. Unser Vorsitzender Konrad Roth hielt auch die Ansprache für Kardinal Woelki und meinte, dass wir uns freuen würden, den Kardinal im Rahmen seiner Visitation persönlich auf dem Stallberg begrüßen zu können.

Dass dieser Gedanke wahr werden sollte, wussten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Abends feierten wir eine Festmesse mit Kaplan Wendland und Diakon Scholand anlässlich unseres Kirchweihfestes. Angelika Keuenhof (Alt-Flöte und Gesang), Ingo Keuenhof (Alt-Flöte), Martial Rambatoson (Gitarre, Gesang) und Schwester Francisca (Gesang) haben die Festmesse musikalisch gestaltet.

Und natürlich wurde dies auch in den kleinen Film für den Kardinal mit aufgenommen bzw. dienten die Musikstücke zur Untermalung (Link zum Video für den Kardinal).

Dann hieß es: Den Visitationsbesuch planen

Zur Planung der Visitation auf dem Stallberg hatten Konrad Roth und ich eine Vorbesprechung mit Pfarrer Wahlen. Es war klar, dass wir „nicht“ jammern sollten und auch nicht wollten. Der Kardinal soll ja mitnehmen, dass in den „kleinen Kirchen“ doch noch was „los“ ist. 

Ja, und dann die Frage: Was servieren wir dem Erzbischof? Allein die Frage, trinkt er lieber Bier oder Wein, war schwierig zu beantworten.
Wir mussten auch im Rahmen des Tagesplanes erfahren, wann der Erzbischof abends essen möchte und dass er nicht vielleicht schon gesättigt ankommt.
Als der Plan bekannt war, haben wir im OA beschlossen, in der Gaststätte „Zum alten Stallberg“ bei Frank Pritz Reibekuchen für alle zu bestellen.

Durch Zufall, weil wir erfahren wollten, wie alt der Kardinal denn eigentlich ist, haben wir herausgefunden, dass er am 18.08. (Tag der Visitation auf dem Stallberg) 64 wird.
Die Frage nach dem Geschenk war schnell geklärt. Wir haben ein wirklich tolles Bild (mit Wolken über der Stallberger Kirche – passend zu „Woelki“) gerahmt und alle vom OA haben auf dem Passpartout unterschrieben. Natürlich überreichte Konrad Roth auch noch eine leckere Flasche portugiesischen Rotwein aus dem Alentejo.

Und dann wurde es ernst - der Besuch kam ...

Visitation - OA St. Mariä Empfängnis (c) Uta Köpp

... und dass er bei uns auch ein paar Wolken über unserem schönen Stallberg hinterlassen sollte, hatten wir nicht wirklich erwartet. Aber der Reihe nach:

Nachdem der Kardinal nach seinem Besuchsmarathon bei Kaplan Wendland, Kaplan Kluck und Diakon Scholand an diesem Nachmittag um 18.20 Uhr eintraf, entschuldigte er sich zunächst für die Verspätung. 

Nach der Begrüßung durch Konrad Roth sprach Pfarrer Wahlen das Tischgebet und dann gab es leckere Reibekuchen der Gaststätte „Zum alten Stallberg“ und Pfaffen Bier. Dazu gab es Apfelkompott und Rübenkraut. Alles wurde natürlich im Rahmen der Corona-Regeln mit Handschuhen und Mundschutz serviert.

... wir erzählten und teilten unsere Sorgen mit ...

Pfarrer Wahlen moderierte in seiner herzlichen und witzigen Art, sodass keine Langeweile aufkam und auch viel gelacht wurde.

Es folgte eine kurze Vorstellung der Anwesenden. Hier nahmen auch 3 Messdiener/-innen (Lucas Dreilich, Laura Dittrich und Klara-Sophie Stenz) sowie die Krippenbauer Heinrich Wiecek und Rainer Sulzbach teil. 

Ulrike Laufenberg las den Text zum geistlichen Einstieg vor. Hier ging es darum, „worauf ist mein Blick gerichtet“, dass sich meine Blickrichtung ändert, wenn ich nach „oben“ auf Gott schaue.

Zunächst wurde das Thema „Wie kann ich die Jugend besser anbinden und auch halten?“ erörtert. Lucas erzählte, dass wir früher mal 15 Messdiener auf dem Stallberg hatten, nunmehr nur noch 8. Durch die fehlende Kommunion auf dem Stallberg, die ja seit ein paar Jahren auf 2-3 Kirchtürme zentralisiert wurde, gäbe es kaum die Möglichkeit, aus den vorhandenen Kommunionkindern Nachwuchs für das Messdieneramt zu gewinnen.

Lucas berichtete weiter, dass die Messdiener im Rahmen des Handwerkermarktes und auch innerhalb des Advents in der Kirche Bücher aus dem Bestand von Diakon Speicher verkauft haben. Der Erlös ging zur Hälfte an Bedürftige und zur Hälfte an die fleißigen Messdiener.

Laura erzählte von ihrer Heimatgemeinde in Bayern, wo es 40 Ministranten gab.

Folgende Vorschläge wurden festgehalten:

·       Mehr Werbung bei den Kommunionkindern

·       Konzept für die Grundschulen erstellen, evtl. mit Jugendseelsorger Slowinski

·       Schwestern können auch in die Schulen gehen

·       Partnerschaft mit der Grundschule herstellen

·       Durch Sternsinger-Mobil zum Mitmachen werben

·       Eventuell wieder Familienmessen auf dem Stallberg

Carmen Kremser bemängelte, dass Grundschulkinder in den Gottesdiensten sehr wenig wissen, kein Kreuzzeichen machen können etc. 

Ulrike Laufenberg berichtet, dass während ihrer früheren Tätigkeit als Leiterin der Kita „Die kleinen Strolche“ immer Kinder in der Kirche eingebunden waren, z.B. zum Erntedank oder in den Kindergottesdiensten. Seit der Abgabe der katholischen Kita an die Jugendbehindertenhilfe hörte dies schlagartig auf.

... und der Erzbischof forderte uns mit seiner Antwort heraus

Der Erzbischof hörte sich alles schweigend an. Dann äußerte er sich sehr lobend über unsere vielen Aktivitäten auf dem Stallberg. Wir seien uns für nichts zu schade, nicht wie in anderen Pfarreien, in denen es den Menschen egal sei, wie es um „die Kirche“ herum aussieht, und die die Gemeinde ungepflegt hinterlassen. Menschen sollen erkennen, dass das, woran wir glauben, das Leben ist. Kirche ist wichtig für uns, weil Gott dort mit uns wohnt. Wir tragen Verantwortung für die Kirche. Sie ist das Wohnzimmer, in dem ich zu Hause bin. Wie es weitergeht im Erzbistum, weiß niemand. Es ist, als ob der Glaube allmählich „verdunstet“.

Und wir mögen es ihm nicht übelnehmen, er vermisse bei allen unseren Aktivitäten das Glaubensgespräch. Es wäre ja fast so wie in einem Verein. Und wer will denn heute noch basteln? Hier nahm er Bezug auf die Aktivitäten innerhalb der kfd.
Als er Kaplan war, gab es eine Sendung Fernsehwoche (Quiz/Show) in ARD und ZDF, in der Günter Jauch und Thomas Gottschalk moderierten. Eine der beiden Shows hatte plötzlich höhere Zuschauerzahlen. Denn da, wo die Zahlen stiegen, folgte alle 30 Sekunden ein neuer „Impuls“.

Wichtig ist, gemeinschaftlich etwas zu machen. Für Kinder ist es uninteressant, was man gelebt hat.

Wir sollten uns Gedanken machen: 

·       Was ist unser Kerngeschäft?

·       Wie können wir den anderen daran teilhaben lassen?

Unser geistlicher Impuls zu Beginn des Abends hatte ihn nicht berührt. Er fragte die Anwesenden, warum sie denn geklatscht hätten. Etwa - weil die Worte sie  berührt haben oder weil die Lektorin es so schön vorgelesen hätte. Wir müssten neu leben aus dem Wort der Hl. Schrift, anfangen mit einem Gebet, weil Christus auch hier ist. Alles, was gesprochen wird, führt zu ihm hin. Wir sollen schweigen, hören, was wir verstanden haben, und auf einmal wachse ein Bild und es füge sich alles zusammen.

Was machen wir, wenn Jesus auf einmal hereinkäme?

Sind wir wie Abraham auf dem Weg ins gelobte Land?

Erzähle ich montags auf der Arbeit, dass ich in der Kirche was Tolles erlebt habe?

Auf diese Fragen konnten die Anwesenden spontan nicht antworten. Das war dann wohl eine Spur zu viel für uns. 

Wir haben ihm erzählt, dass wir  mehrere Monate  mit unserem ehemaligen Pastoral-Referenten Clemens Schulze-Holthausen „Bibelteilen“ zu Beginn jeder OA-Sitzung gemacht haben. Die Interpretation mancher Texte war für den ein oder anderen im Ortsausschuss auch einfach nicht greifbar oder nahe.

Visitation - OA St. Mariä Empfängnis - Geschenkübergabe (c) Uta Köpp

Abschließend bat Konrad Roth den Kardinal, das Schlussgebet in der Kirche zu sprechen und uns auch dort den Segen zu erteilen.

Dort angekommen stellten wir uns rund um den Altar und sangen das Geburtstagsständchen. Konrad Roth überreichte das Bildgeschenk und auch den Wein.

Der Kardinal nahm in seinem Abschlussgebet Bezug auf die Worte auf unserem Tabernakel: „Herr, bleibe bei uns“.

Nachdenklich blieben wir zurück

Der Erzbischof dankte Gott dafür, dass die Kirche hier auf dem Stallberg durch unseren Ortsausschuss und seine unermüdliche Arbeit ein „Gesicht“ bekäme.

Es waren viele Worte und auch Kritik des Kardinals, die wir nun erst einmal „sacken“ lassen müssen.

Abschließend wurde die anfängliche Euphorie zu einem großen Zweifel an mir selbst (und vielleicht von anderen auch). Was soll ich denn in der mir verbleibenden „Freizeit“ neben meinem Beruf noch für die Kirche tun? Wie soll ich das alles bewältigen, was der Kardinal uns abverlangt?

In der nächsten Sitzung des Ortsausschusses am 24.08. wollen wir Revue passieren lassen. Wir wollen mit Hilfe von Carmen Kremser, die stellvertretend für Kaplan Wendland teilnehmen wird, einen geistlichen Einstieg erfahren.

 

Anmerkung der Redaktion: Auch in den Gesprächen mit anderen Gruppen versuchte der Kardinal sein Anliegen deutlich zu machen und dort gelang es ihm besser - hier kann man bei Interesse weiterlesen Was meint der Kardinal?

Unser Gruppenbild mit dem Kardinal

Visitation - OA St. Mariä Empfängnis (c) Uta Köpp

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