Wahrscheinlich werden nicht wenige Leserinnen und Leser erstaunt sein, wenn ich den deutschen Rockstar Udo Lindenberg als einen wachen Menschen bezeichne. Jemand, der angeblich erst nachmittags aufsteht, mehr nuschelt als klar artikuliert und auf Filmen und Fotos einen zerknautschten Eindruck macht. Inzwischen ist Lindenberg auch über 70 Jahre alt geworden. Er hat als Musiker Anfang der siebziger Jahre herausgefunden, dass sich Rockmusik und die deutsche Sprache durchaus reimen. Die lockeren und prägnanten Texte verbunden mit einem unnachahmlich- schnoddrigen Sound, dazu jener „Udo-Look“ samt Hut und Sonnenbrille amüsieren und berühren zugleich.
Wenn ich Lindenberg einen wachen Menschen nenne, dann ist Wachsein, einen originellen Blick auf das Leben und die Zeit zu haben, in die wir hineingestellt sind. Ein wacher Mensch macht sich einen eigenen Reim auf das Dasein, ohne sich allzu sehr von dem „Man“ oder dem „Das lohnt sich nicht mehr!“ beeindrucken zu lassen.
Ob dies jene Wachheit ist, die der Wanderprediger aus Galiläa von den künftigen Bürgern des Himmelreiches erwartet („Selig die Knechte, die der Herr wach findet“, Lukas 12, 25-40)?
Es ist sicher eine gewagte Verbindung. Inzwischen sind über 2000 Jahre vergangen. Jesu Botschaft war und ist in der Tiefe eine theologische, eine, die die vergangenen wie auch die zukünftigen Zeiten in die Hände Gottes gelegt hat und legen wird. Aus dieser Botschaft Gottes, durch Jesus verkündet, ist eine hohe Kunst des Denkens und Handelns abgeleitet worden. Das lässt sich mit Lindenbergs Reimen, so eingängig sie auch sein mögen, nur schwer verknüpfen.
Jesu Sprache ist bildhaft. Seine Rede vom Gegürtetsein und von der brennenden Lampe fordert allerdings keineswegs ein fest verankertes Wachen, ein abwartendes Verharren oder ein verängstigtes Zögern ein. Dafür ist Jesus zu sehr unterwegs, zu stark von einer Idee bewegt. Er wollte die Körner für das Reich Gottes aussäen, er sah die Ernte in greif- barer Nähe.
Das war sein Plan, dem kein Plan B zur Seite stand.
Jesu Botschaft gegenüber ist eine Wachsamkeit angebracht, die nicht nur in der Wiederholung verharrt, die vielmehr weiß, was an der Zeit ist.
Da ist auch ein bunter Vogel wie Lindenberg gut aufgestellt. Er ist ein Zeitgenosse, der auf die Überraschungen der Zeit „locker“ reagiert, der sich und andere nicht aufgibt, wenn es schwierig wird. „Stärker als die Zeit“ sind wir nicht. Doch wir brauchen als Christen starke Zeitgenossen, die uns aufmuntern und mit uns neue Lieder singen.
Bleiben wir wachsam und halten wir uns bereit!
Diakon Gert Scholand
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