Wie viele Male Vergebung liegen wohl zwischen Jesu Worten am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ und dem, was er Petrus auf seine Frage antwortet, wie oft er seinem Bruder vergeben muss? Siebenmal? Siebzigmal siebenmal?
Im heutigen Evangelium hören wir die eine Antwort (Mt 18,22), letzten Donnerstag hat die Kirche das Fest „Kreuzerhöhung“ gefeiert, und am Kreuz erhöht, sagt Jesus diese Bitte in der Lukas-Passion (23,34). Als er gerade ans Kreuz geschlagen worden ist. Und wir fragen uns mit Petrus, wie oft (!) wir dem anderen vergeben sollen?
Ich schaue mir das Evangelium in „einfacher“ (oder „leichter“) Sprache an und denke: Es könnte so einfach sein. Ist es aber nicht, liebe Schwester und Brüder.
Wir alle brauchen Vergebung und wie gut sie tut, wie heilsam und lebensnotwendig sie ist, haben wir alle schon unzählige Male erlebt. Sowohl, wenn uns etwas von Herzen vergeben wurde, als auch, wenn wir selbst jemandem vergeben haben und uns mit ihm zusammen danach so viel besser, erleichtert und befreit gefühlt haben.
Deshalb übersteigert Jesus die Frage seines Freundes Petrus ja auch, um ihm mit diesem Rechenexempel zu sagen: Petrus, bitte!, nicht so und so oft, sondern immer, aber das ist eben das Schwere daran. Es gibt ja graduelle Unterschiede zwischen kleinen und schwerwiegenden Fehltritten, zwischen leichten Verletzungen und tiefer Schuld, und irgendwann sind wir geneigt zu sagen: Jetzt reicht’s aber mal!, und Jesus erzählt ein Gleichnis, um uns aufzuzeigen, wie Gott selbst vergibt. Nämlich immer, unendlich oft, weil sein Wesen Liebe und Barmherzigkeit sind, nicht Zorn und Vergeltung. Uns Menschen fällt das schwerer, und dennoch: Klar ist es schwer, könnte aber so einfach sein! Und Ich meine damit nicht, dass es immer einfach sein muss, denn das ist es nie. Aber einfach ist einfach gut.
Siebzigmal siebenmal, also immer. Eigentlich ganz einfach, oder? In diesem Sinne nachdenkliche Grüße, ich werde die Frage mit in meine Jahresexerzitien nehmen …
Diakon Dr. Marc Kerling
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