Ja, genau Sie meine ich! Fühlen Sie sich nicht angesprochen? Dann werden Sie die folgenden Zeilen interessieren. In meinem letzten Vorwort bin ich der Frage nachgegangen, wozu es Priester eigentlich braucht. Wer diese Frage beantworten will, kommt nicht umhin zu klären, was Priester von Nicht-Priestern unterscheidet. Unweigerlich tritt dabei das Gemeinsame und Verbindende aller Getauften in den Hintergrund.
Gerade am Priestertum wird sichtbar, was alle Christen verbindet: nämlich das Taufpriestertum. Durch die Taufe haben wir Anteil am Priestertum Christi erhalten – dafür steht besonders die Chrisamsalbung. Bei vielen Taufen durfte ich diese Worte schon sprechen: „Aufgenommen in das Volk Gottes wirst du nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, damit du für immer ein Glied Christi bleibst, der Priester, König und Prophet ist in Ewigkeit“. In Christus, dem Gesalbten, ist jeder Getaufte ein Priester! Nicht zufällig werden auch die Firmlinge mit Chrisam gesalbt. Anteilnehmend am Priestertum Christi, sind alle Getauften und Gefirmten dazu berufen, priesterlich zu wirken: sie „üben ihr Priestertum aus im Empfang der Sakramente, im Gebet, in der Danksagung, im Zeugnis eines heiligen Lebens, durch Selbstverleugnung und tätige Liebe“, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt. Dies ist das gemeinsame Priestertum aller Gläubigen, also auch das der geweihten Gläubigen.
Im Priestertum des Dienstes erhält ein Getaufter ebenso Anteil am Priestertum Christi, jedoch noch in anderer Weise. Er wird geweiht, um Christus sakramental zu repräsentieren: „Der Amtspriester (…) vollzieht in der Person Christi das eucharistische Opfer und bringt es im Namen des ganzen Volkes Gott dar“ (Vat II). Mit diesem Status wurde (und wird) viel Missbrauch getrieben. Als würde die Weihe den Priester zu etwas „Besserem“ machen, ihn moralisch über andere erheben oder ihn gegen Kritik immunisieren. Solche Priesterbilder pervertieren den Glauben der Kirche. Ein Priester, der sein Taufpriestertum nicht lebt, kann sein Amtspriestertum nicht glaubwürdig ausüben. Im Sonntagsevangelium hören wir von einem Priester, der an dem schwer verletzten Mann vorbeizieht. Nicht er, sondern der Samariter ist es, der schließlich Hilfe leistet.
Und doch glaubt die Kirche, dass selbst ein unwürdiger Priester die Sakramente zustande bringt. Eben weil nicht seine Leistung ihn zum Priester macht, sondern reine Gnade. Die Gnade Gottes wirkt selbst durch den größten Sünder hindurch, sie weiß auch im Schwächsten ein Werkzeug zu finden. Und das gilt doch für alle Christen: Jede und jeder wird gebraucht! Entdecken wir unser Priestertum neu!
Ihr Kaplan Dominik Grässlin
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