Weil jeder Mensch Würde hat

11.02.22, 10:00
Carmen Kremser

Liebe Schwestern und Brüder, 

„Klar sind Arme selig und Reiche eine Bedrohung für unsere Welt“, sagte mir ein Schüler. “Wer will nicht endlich wieder in Urlaub fliegen, weil er es sich leisten kann…aber das ist klimaschädlich …wer es sich nicht leisten kann, muss sich nicht entscheiden, er ist klimaneutral…echt cool…“ Ja, man kann es einfach verstehen, aber viele werden bei dem Text stutzig. Das Evangelium vom 6. Sonntag klingt wie die Botschaft aus einer anderen Welt: Selig, ihr Armen; selig, ihr Hungernden; selig, ihr Weinenden! Das klingt realitätsfern. Fakt ist doch, dass die Reichen den Ton angeben. Wer möchte schon arm sein? Niemand, auch die Armen nicht.

Wenn es nach der Bibel geht, sollen sie auch nicht arm bleiben? Die Heilige Schrift preist nicht die Armut, sondern die Armen. Das ist ein wichtiger Unterschied. Keineswegs verlangt Gott von uns lebenslange Entbehrung als Eintrittspreis für die ewige Seligkeit. Sowohl die Paradiesgeschichte als auch der Exodus zeigen uns, dass Gott für uns ein Leben in Fülle vorsieht. Nichts berechtigt uns zu der Annahme, diese Fülle sei als billige Vertröstung allein für ein besseres Jenseits verheißen.

Weil jeder Mensch Würde hat. Deshalb stellt sich Jesus an die Seite der Armen und Hungernden, denen diese Würde von ihren Mitmenschen vorenthalten wird. Die von ihm ausgesprochene Seligpreisung ist kein Zynismus und kein religiöser Zuckerguss auf dem realen Elend, sondern eine Zusage, die neue Verhältnisse schafft. 

Doch warum droht er den Reichen? 

1. Es geht hier um eine gerechte Verteilung des Wohlstands. 2. Lukas thematisiert Reichtum und Güterverteilung so ausführlich, weil dies in seiner Gemeinde ein echtes Problem war. Auch im Jakobusbrief hören wir, dass die Reichen mehr gelten als die Armen. Wo sind in unseren Gemeinden die Armen? Caritas ist eine Grundfunktion der Gemeinde! 3. Reichtum kann auch schädlich sein für den Einzelnen. Wer viel Geld hat, denkt meist unaufhörlich darüber nach, wie er es noch vermehren oder wenigstens Verluste vermeiden kann. In einem afrikanischen Sprichwort heißt es: "Nicht vom Geben, sondern vom Behalten werden wir krank". 

"Selig, ihr Armen; wehe euch, ihr Reichen". Hört sich an wie eine Botschaft aus einer anderen Welt. Und das ist sie auch. Es ist Gottes Welt, die in unsere Welt der Scheinsicherheiten und scheinbaren Sachzwänge hineinbricht. Eine Welt, in der Solidarität kein Fremdwort und Teilen keine Rechenaufgabe ist. Eine Welt, die anders ist, aber nicht andernorts. Eine Welt, die wir hier und jetzt erfahrbar machen können. 

Ihre C. Kremser

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