Unser Pfarrpatron, der den meisten nur als Eisheiliger bekannt ist, lebte zur Zeit des sich auflösenden römischen Reiches als Bischof von Tongern und Maastricht durchaus nicht weit von uns entfernt. Tongern im heutigen Belgien war neben Trier und Köln eines der ältesten Bistümer der damaligen Gallo-Römischen Kirche und es ist nicht verwunderlich, dass er ein bedeutender Vertreter der west-europäischen Römischen Kirche war.
Nach der Anerkennung des Christentums unter Kaiser Konstantin dem Großen bestand der Wunsch, den Glauben der Christen zu beschreiben und festzuhalten. So wurde schon im Jahr 325 n. Chr. in unserem heute noch gesprochenen „Großen Glaubensbekenntnis“ auf dem konstantinischen Konzil von Nicäa von den meisten anwesenden Bischöfen die Wesenseinheit von Christus mit Gottvater anerkannt („eines Wesens mit dem Vater“), obwohl gerade in der oströmischen Kirche es viele Anhänger des Kirchenlehrers Arius gab, der diese Göttlichkeit von Christus als Sohn Gottes ablehnte .
Damals schwelte schon ein durchaus heftiger Streit um die Einheit der Kirchen von Rom und Konstantinopel. So berief der oströmische Kaiser Constans im Jahr 342 in die weit im Westen seines Reiches gelegene Stadt ULPIA SERDICA ein weiteres Konzil ein. Auch Bischöfe aus dem weströmischen Reich waren eingeladen. Als bedeutender Vertreter dieser Kirchen ist in der Teilnehmerliste auch Bischof Servatius benannt.
Heute trägt SERDICA oder SARDICA nach manchen Namenwechseln unter vielen Herrschern als Hauptstadt Bulgariens den Namen SOFIA.
Obwohl die bulgarische Schwarzmeerküste ein beliebtes Ferienziel ist, kennen die wenigsten Touristen die Hauptstadt, die nun den Namen der Sophienkirche trägt, in der sich die Konzilsaula von 342 befand.
Unsere Zeitgenossen, die den ICE oder den Flieger benutzen, können sich heute kaum vorstellen, wie eine Reise von Tongern oder Maastricht auf den Balkan damals zu bewältigen war. Die Überzeugungskraft der dem römischen Papst ergebenen westlichen Bischöfe muss so groß gewesen sein, dass dieses Konzil den Arianismus als Irrlehre verwarf. Die anstrengende Reise unseres Pfarrpatrons war also von Erfolg gekrönt.
Wer heute nach Sofia kommt findet die Sophienkirche in direkter Nachbarschaft zur monumentalen griechisch-orthodoxen Alexander- Newski- Kathedrale.
Unter der Kirche haben erfolgreiche Ausgrabungen Mauerreste und Teile des Mosaik- Fußbodens der ehemaligen Konzilsaula freilegen können und die Vorstellung, dass der heilige Bischof Servatius seinen Fuß auf diesen Boden gesetzt hat, dürfte für jedes historisch interessierte Pfarrmitglied ein bewegendes Erlebnis sein.
09/2018
Dr. Wolfgang Baum
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