Vom guten Hirten

18.04.24, 11:00
Gemeindereferentin Andrea Schulze-Röbbecke

Meistens finde ich es wunderbar, dass unsere Nachbarn im Dorf vier Schafe halten. Die Woll-Fell-Knäuel laufen in Sichtweite herum oder liegen in der Sonne. Doch wenn ich morgens aus dem Fenster schaue und sehe, dass eins gerade aus unserem Pflanztrog die wohl gehüteten ‚Mieze Schindler‘-Erdbeeren anknabbert – nicht die Früchte, sondern die ganze Pflanze – dann bin ich temporär unentspannt. Wie das Schaf überhaupt dahin gekommen ist?

Schafe haben ja den Ruf, langweilige Tiere zu sein, die sich prima dazu eignen, sie zu zählen, um einschlafen zu können. Dabei sind Schafe in Wirklichkeit neugierig und unternehmungslustig. Und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt haben, ziehen sie es durch. Der mobile Weidezaun wird von unseren Nachbarn immer wieder umgesteckt und ist meist nicht elektrisch gesichert. Dann bearbeiten die Tiere das Netz so ausgiebig, bis sich irgendwann ein oder zwei Stecken lockern und sie drübertrampeln können oder sich unten drunter durcharbeiten. Anschließend schnappen sie sich die Delikatessen, die so herrlich duften.

Irgendwann wird ihr Ausflug bemerkt, jemand bringt sie zurück und überprüft den Zaun. Nicht immer finden die Nachbarn überhaupt eine Stelle, die ein Ausbüxen erlaubt. So dumm scheinen Schafe also gar nicht zu sein, im Gegenteil!

Als Christen werden wir einer langen Tradition gemäß ja in einem übertragenen Sinne den Schafen zugeordnet und an diesem Sonntag hören wir im Evangelium, warum das so ist. Jesus bezeichnet sich als den Guten Hirten, der für seine Schafe sorgt, sich um sie kümmert und sie mit seinem eigenen Leben verteidigt.

In einer unüberschaubaren Welt mit mehr Konflikten als Willen zum Guten empfinde ich dies als eine ungemein hilfreiche und wertvolle Zusage. Als Jesu Schaf bin ich nicht nur Teil einer großen Herde, die mir wie eine Großfamilie ist. Ich bin vor Mutlosigkeit und Verzweiflung von ihm geschützt. So kann ich mich einbringen, die Grenzen austesten und über den Kirchturm hinausschauen.

Es geht gar nicht darum, mich brav ins Unvermeidliche kirchlicher Gewohnheiten zu fügen. Im Gegenteil: unsere Zeit fordert uns heraus, neue Wege zu finden und für unsere Entscheidungen geradezustehen.

Persönliches Zeugnis ist gefragt, nicht das Nachplappern vorgegebener Antworten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag vom Guten Hirten, dazu viel Kraft und eine Portion Unternehmungslust für die neue Woche!

Herzlich,

Ihre Gemeindereferentin Andrea Schulze-Röbbecke

sheeps-3437467_1280 (c) pixabay

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